
Am 25. November 1960 wurden die drei Schwestern Mirabal vom militärischen Geheimdienst der Dominikanischen Republik brutal ermordet. Monatelang waren sie gefoltert worden, weil sie Widerstand gegen den Diktator Truijillo geleistet hatten.
1981 erinnerten lateinamerikanische und karibische Feminist*innen auf einem ersten Treffen an das Schicksal der drei Schwestern und erklärten ihren Todestag zum Internationalen Tag gegen Gewalt an Frauen. 1993 verabschiedete die Generalversammlung der Vereinten Nationen die „Declaration on the Elimination of Violence against Women“. Ende 1999 beschloss sie, den 25. November zum „Internationalen Tag zur Beseitigung der Gewalt gegen Frauen“ zu erklären. Seither wird an diesem Tag alljährlich durch weltweite Aktionen auf die gegen Frauen* ausgeübte Gewalt aufmerksam gemacht.
Wir laden jährlich am 25.November um 17:00 Uhr auf dem Fischmarkt zur Kerzenaktion ein.
Bei unserer Aktion gedenken wir alle der Frauen*, die von ihrem (Ex-)Partner verletzt, gedemütigt, sogar getötet wurden. Jedes Licht brennt symbolisch für Ihre Nachbar*in, Freund*in, Kolleg*in, Mutter oder Tochter…die hier in Erfurt von Gewalt betroffen ist.
Florentines Redebeitrag am 25.11.2025 zur Kundgebung zum Tag gegen Gewalt an Frauen:
Wir kommen heute wie jedes Jahr am 25.11. zusammen, um ein Zeichen zu setzen gegen Gewalt an Frauen! Wir wollen gemeinsam das Schweigen brechen und Betroffenen Mut und Kraft durch unsere Gemeinschaft geben.
In diesem Jahr danken wir der Stadt Erfurt für die Bemühungen und die Mitorganisation, um diese Kundgebung auf die Beine zu stellen, sodass sie in diesem Jahr größer beworben werden konnte und wir sogar ein Live-Painting dabeihaben.
Ich möchte noch ein paar Worte – so kurz vor Jahresende – zu den vergangenen Monaten sagen. 2025 war für die Brennessel ein aufregendes Jahr: Wir sind nach fast 20 Jahren aus der Regierungsstraße 28 aus- und in die Walkmühlstraße 1A eingezogen. Am Freitag hatten wir einen sehr schönen Tag der offenen Tür und wir freuen uns sehr auf die Zukunft in unseren neuen Räumen. Außerdem haben wir das PRIA-Projekt – unser Präventions- und Bildungsprojekt – weiter etablieren können. Mit diesem Projekt leisten wir nun seit zwei Jahren wichtige Arbeit, die unsere Beratungsarbeit hervorragend ergänzt. Wir bieten Selbstbehauptungstrainings an, unterstützen bei der Ausarbeitung von Gewaltschutz- und Awarenesskonzepten und leisten Bildungsarbeit in den Bereichen häusliche und sexualisierte Gewalt sowie Antifeminismus. Wir arbeiten hierbei im direkten Kontakt mit unseren Zielgruppen, bie4ten aber auch Multiplikator*innenschulungen an. Zentral arbeiten wir mit Frauen mit Behinderung, da diese besonders häufig von Gewalt betroffen sind. Hierzu hören wir später noch einen Redebeitrag von Nancy von LaFit. Außerdem unterstützen wir die Schulen und andere Bildungseinrichtungen wie Universitäten und Museen, in Geflüchteten-Unterkünften und generell Vereine und Organisationen, die sich mit dem Thema auseinandersetzen wollen.
Heute sind wir wie jedes Jahr auf dem Fischmarkt um am Internationalen Tag gegen Gewalt an Frauen all jenen zu gedenken, die durch patriarchale Gewalt verletzt oder getötet wurden.
Ich möchte Ihnen nun etwas zur Geschichte dieses Tages erzählen:
Am 25. November 1960 wurden die drei Schwestern Patria, Minerva und Maria Teresa Mirabal vom militärischen Geheimdienst der Dominikanischen Republik brutal ermordet. Monatelang waren sie gefoltert worden, weil sie Widerstand gegen den Diktator Trujillo (Truchijo) geleistet hatten.
1981 erinnerten lateinamerikanische und karibische Feminist*innen bei einem ersten Treffen an das Schicksal der drei Schwestern und erklärten ihren Todestag zum Internationalen Tag gegen Gewalt an Frauen. Ende 1999 beschloss die Generalversammlung der Vereinten Nationen, den 25. November zum „Internationalen Tag zur Beseitigung der Gewalt gegen Frauen“ zu erklären. Seither wird an diesem Tag alljährlich durch weltweite Aktionen auf die gegen Frauen ausgeübte Gewalt aufmerksam gemacht.
Dass auch 26 Jahre nach der Einführung des internationalen Tags gegen Gewalt an Frauen die Thematik keineswegs an Aktualität verloren hat, zeigen bspw. aktuelle Zahlen aus Thüringen zu häuslicher Gewalt: Im Jahr 2024 wurde laut dem Lagebild „Häusliche Gewalt“ alle 75 Minuten eine Person in Thüringen Opfer von häuslicher Gewalt. Dabei war der größte Anteil partnerschaftliche Gewalt, wobei die meisten Betroffenen Frauen und Mädchen waren und die meisten Tatverdächtigen Männer. 2023 waren 938 Frauen und Mädchen Opfer von vorsätzlichen Tötungsdelikten; 360 davon starben. Das bedeutet fast jeden Tag eine getötete Frau.
Und dies sind nur die polizeilich erfassten Fälle. Wir müssen davon ausgehen, dass die Dunkelziffer deutlich höher ist, weil häusliche und sexualisierte Gewalt immer noch tabuisiert werden und es den Betroffenen gesellschaftlich nicht leicht gemacht wird, darüber zu sprechen.
Es gibt viele Momente, in denen Gewalt nicht nur physisch sondern auch psychisch stattfindet und dadurch oft verborgener ist und weniger als Gewalt anerkannt wird. Sexistische Witze, Kommentare zu weiblich gelesenen Körpern – ob auf- oder abwertend gemeint – machen Frauen und Menschen, die als solche wahrgenommen werden, in der Öffentlichkeit zu Objekten, über die verfügt werden kann. Geteilte gesellschaftliche Vorstellungen über Frauen setzen sie herab und reduzieren sie auf bestimmte Rollen und Tätigkeiten. Auch das sind Formen von Gewalt.
Menschen werden in unserer patriarchalen Gesellschaft aufgrund ihres Geschlechts diskriminiert. Das bedeutet nicht, dass alle Frauen die gleichen Erfahrungen machen. Diskriminierung wirkt vielschichtig und Geschlecht ist nur eines von vielen gesellschaftlichen Merkmalen, aufgrund dessen Menschen diskriminiert werden. Durch Rassismus erleben schwarze Frauen zum Beispiel andere Formen von alltäglicher Gewalt. Und auch Trans*-Frauen sind nochmal anderen Formen von Gewalt ausgesetzt. Intergeschlechtliche Personen erleben in ihrer Kindheit und Jugend eine Tortur an Übergriffen in Form von nicht selbstbestimmten Operationen, die ihr Geschlecht angleichen sollen.
Auch das sind Gewaltformen, die das Patriarchat bedingt, über die allerdings viel zu wenig bekannt ist.
Bisher gibt es in Deutschland in der Kriminalstatistik nämlich nur Zahlen zu „Gewalt in Partnerschaften“. Auch wenn dies einen großen Anteil der Fälle von Gewalt gegen Frauen ausmacht, bleiben andere Bereiche damit vollkommen unsichtbar.
Wenn Trans*-Frauen bspw. „männlich“ im Ausweis stehen haben, tauchen sie gar nicht in der Statistik auf. Welche Faktoren zu Tötungen von Frauen im familiären Umfeld führen, ist ebenfalls nicht in der Kriminalstatistik erhoben.
Ermordungen von Frauen und Mädchen aufgrund von Frauenhass sind Femizide. Das ist ein Wort, das nach wie vor viele nicht kennen und das insbesondere in der medialen Berichterstattung kaum Platz hat – hier wird dann z.B. von „Familientragödie“, „Beziehungsdrama“ oder „erweiterten Suiziden“ gesprochen. Das ist falsch und verschleiert um was es geht: Gewalt ausgelöst durch Geschlechtervorstellungen.
Das muss sich ändern. Wir müssen anfangen, die Gewalt als das zu benennen, was sie ist.
Es braucht eine systematische Erfassung jeglicher patriarchalen Gewalt!
Jetzt, heute am 25. November, möchten wir all jenen Frauen, die verletzt, gedemütigt oder getötet wurden, gedenken. Jedes Licht brennt symbolisch für Ihre Nachbarin, Freundin, Kollegin, Schwester, Mutter oder Tochter…, die hier in Erfurt von Gewalt betroffen ist.
Wir wollen gemeinsam das Schweigen brechen und betroffenen Frauen und Mädchen Mut und Kraft durch unsere Gemeinschaft geben.
Danke