Redebeitrag vom Feministischen Forum am 25.11.2025 zur Kundgebung zum Tag gegen Gewalt an Frauen:

Hallo, wir sind das Feministische Forum Erfurt, wir verstehen uns als queerfeministisches, antifaschistisches und mackerallergisches Kollektiv.

Danke an die Brennessel, dass wir heute hier reden dürfen.

Heute am internationalen Tag gegen Gewalt an Frauen wird diesem Problem, das für so viele FLINTA*s alltäglich ist, öffentlich Raum gegeben.

Gewalt an FLINTA*s ist vielseitig. FLINTA*s sind Frauen, Lesben, inter-, nonbinär, trans- und a-gender Personen. Sie sind alle von patriarchaler Gewalt betroffen. Diese Gewalt hat viele Gesichter und beinhaltet nicht immer sichtbare Verletzungen. Das fängt bei sexistischen Sprüchen auf der Arbeit an, geht über starrende Blicke in der Bahn bis zu seelischer Gewalt wie Gaslighting, Stalking, Bedrohungen oder Abhängigkeiten.

Häusliche Gewalt erreichte 2025 laut dem BKA einen neuen Höchststand. Die Täter sind meistens Männer, die Opfer meistens FLINTA*s. Körperliche Gewalt endet im schlimmsten Fall in einem Femizid. Das heißt, eine Frau wird umgebracht, alleine wegen ihres Geschlechts.

Dazu ein paar Zahlen aus Deutschland aus dem vergangenen Jahr:

  • 308 Frauen wurden Opfer von Mord, versuchtem Mord oder Totschlag. Fast jeden Tag gab es einen Tötungsversuch gegenüber Frauen. 
  • Weniger als alle 4 Minuten erlebte eine Frau partnerschaftliche Gewalt. Die Anzahl frauenfeindlicher Straftaten stieg im Vergleich zum Vorjahr um 73,3%.
  • 53.451 Frauen wurden Opfer von Sexualdelikten. Knapp die Hälfte war zum Tatzeitpunkt minderjährig.

Gewalt gegen FLINTA*s ist ein globales Problem. Laut UN wird alle zehn Minuten weltweit eine Frau Opfer eines Femizids.

Die Lage der Frauen im Sudan ist besonders prekär. Seit 2023 wütet dort ein patriarchaler Machtkampf zwischen den Sudanese Armed Forces und der Rapid Support Forces-Miliz, der zehntausende Tote fordert – darunter überwiegend Frauen. Der Krieg wird auf dem Rücken der sudanesischen Frauen und Mädchen ausgetragen. Sie sind täglich sexualisierter Gewalt ausgesetzt, werden systematisch missbraucht, vergewaltigt und getötet.

Nicht nur im Sudan wütet patriarchale Gewalt auf einem Höchststand. In Südafrika wurden allein im vergangenen Jahr 5.578 Frauen ermordet. Jeden Tag werden 15 Frauen Opfer eines Femizids. Die Femizidrate ist um fast 34 % gestiegen.   Daher hatte die südafrikanische NGO „Women for Change“ zum dortigen G20-Gipfel letzte Woche aufgerufen, ein Zeichen zu setzen: Unter anderem mit einem lilafarbenen Profilbild in den Sozialen Medien. Die Solidarisierung ging um die ganze Welt. Mit dem internationalen Aktionstag am vergangenen Freitag wurde so viel Druck ausgeübt, dass das südafrikanische Katastrophenschutzzentrum geschlechtsspezifische Gewalt und Femizide nun offiziell als „nationales Desaster“ einstuft. Ein erster Schritt hin zur Sichtbarmachung der tödlichsten Form patriarchaler Gewalt.

Geschlechtsspezifische Gewalt ist international. Wir als Feministisches Forum solidarisieren uns mit allen Opfern sexualisierter Gewalt und stehen im Kampf gegen die Unterdrückung von FLINTA*s Schulter an Schulter mit allen FLINTA*s weltweit. 

Obwohl die Statistiken etwas anderes zeigen, wird geschlechtsspezifische Gewalt oft noch als Einzelfall und nicht als Ergebnis patriarchaler Strukturen benannt. Die Berichterstattung in den Medien unterstützt diese falsche Darstellung, indem sie das Ausmaß des Problems nicht aufzeigt. Das Problem von patriarchaler Gewalt nicht zu benennen, ist Teil des Problems. Die rechte Politik in Deutschland und besonders in Thüringen unterstützt die patriarchalen Strukturen, in denen FLINTA*s zu Betroffenen werden. Ein CDU-Bundeskanzler, der Betroffene von diesem System gegeneinander ausspielt, auch. 

Wir fordern die Stadt Erfurt auf:

→ Schützt alle Leben.

→ Schützt ALLE queeren Identitäten.

→ Schützt unabhängige Kulturräume, Frauenhäuser und Schutzräume wie das Queere Zentrum Erfurt.

Wir fordern an alle:

→ Glaubt den Opfern von sexualisierter, patriarchaler und rechter Gewalt.

→ Glaubt euren Töchtern, Müttern, Schwestern.

→ Glaubt euren queeren Gefährt*innen, schützt eure Trans* Freund*innen.

→ Bildet Banden.

Und wir fordern an alle Männer:

→ Bildet euch selbst.

→ Bildet eure Söhne, Väter und Freunde.

→ Bildet euch weniger ein und stellt euch der Realität, der wir uns seit Geburt an nicht entziehen können!

Danke, dass ihr heute alle mit uns laut seid! Und passt auf euch auf!

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