… des Brennessel e.V. begannen schon zwischen 1985 in privaten Wohnzimmer in Erfurt. Die Gründungsmütter engagierten sich in und um Erfurt als „Frauen für Veränderung“. Zunächst unter dem Dach der Kirche und in Frauengruppen. Gemeinsam wurden bestimmte Bücher und Texte gelesen und analysiert. Vor allem die Gemeinschaft und der Drang nach Veränderung für Frauen standen im Vordergrund. Eine Organisation und Verbindung mit anderen Frauengruppen, von der Kirche oder aus anderen Städten wie Weimar und Jena, erfolgte zunehmend. Die Teilnahme an Aktionen wie dem Weltfrauentag in Dresden, Chemnitz oder Berlin stärkten weiter den Zusammenhalt der stadtoffenen Frauengruppe und den Wunsch nach einem autonomen Frauenzentrum. Anfang 1989 intensivierte sich ihre politische Arbeit in Erfurt. Öffentliche Veranstaltungen wurden vorbereiten, zu den Themen:
Gewalt gegen Frauen, sexistische Bildung, Schulbuchanalyse, Kriegsdienstverweigerung, Frauengesundheit und fehlende Präsenz von Frauen in politischen und wirtschaftlichen Entscheidungsgremien, etc.
Im Herbst 1989 waren politische Veränderungen an der Tagesordnung, so wurden die Erfuter*innen Akteurinnen der Wende. Sie trafen sich täglich zum Austausch aktueller Informationen, zur Beratung von Missständen und der Suche nach Lösungen, bald auch DDR-weit.
Am frühen Morgen des 04. Dezember 1989, lösten die „Frauen für Veränderung“ maßgeblich die Stasi-Stürmung in Erfurter Großbetrieben, Kombinaten und Zeitungen. Sie arbeitet bei der Bürgerwache, dem Bürgertelefon und den Runden Tischen mit.
Die Grenzöffnung veränderte die Lage grundlegend, die Wiedervereinigung stand im Mittelpunkt der Politik. So wurde der Ansatz der Frauen, auf ein selbstbestimmtes und gewaltfreies Leben wieder an den Rand gerückt. Doch durch ihre bis dahin gemachten Erfahrungen waren die Frauen bereits flexible und orientierten sich schnell neu. Schon Ende Januar 1990 war die neue Struktur der Erfurter Frauenbewegung festgelegt und fast alle hatten sich für ihren Weg entschieden.
Eine freie Schule wurde gegründet, Radio F.R.E.I., das Projekt alternative Gynäkologie, später Frauengesundheitszentrum Tiamat. Die Künstlerinnen erkämpften sich ihr Kunsthaus. In Weimar gründete sich der Frauenverein und so auch das Frauenzentrum und Frauenhaus. In Erfurt wurde die Stasivilla in der Espachstraße für ein Frauenzentrum erstritten, heiß umstritten waren dabei die Rechtsform und personelle Besetzung. Über 20 Frauen entschieden sich für einen selbstständigen Frauenverein, die „autonome Brennessel“, sie bekamen aber nicht die Stasivilla. Dort wurde Ende Februar 1990 das kommunale Frauenzentrum eröffnet. Kurz darauf folgte die Einrichtung der Gleichstellungsstelle, damals Frauenbeauftragte genannt. Die Brennessel erstritt sich per Hausbesetzung Räume in der Thomas-Münzer-Straße.
Nach zahlreichen „Brennessel-Abenden“ und heftigen Ausbau- und Renovierungsarbeiten eröffnete am 06. und 07. Oktober 1990 das erste Zentrum der „autonomen Brennessel“.